In der Augenklinik erlebt

 

Der 6 jährige Javier (*) spielt mit seinem Nachbarn. Dabei wirft dieser eine scharfkantige Eisenstange auf sein rechtes Auge. Das Auge tränt und er sieht schlechter. Die Eltern bringen ihn sofort in die Augenabteilung von Diospi Suyana. Er hat Schnittverletzungen am Augenlid mit einem durchtrennten Tränenkanal. Dazu kam ein Schnitt durch die Hornhaut, der zu seinem großen Glück nicht das innere des Auges erreicht hat. Was die Familie nicht weiß, aber dankbar annimmt: Ein Schwerpunkt von Werners chirurgischer Laufbahn ist genau diese Wiederherstellungschirurgie von Lidern und Tränenwegen. Daher hat er sich vorsorglich mit entsprechendem chirurgischem Material für einen solchen Augenblick in Deutschland eingedeckt, das in dieser Form in Peru nicht gibt.  

 

Die Operation ist eine Premiere für Diospi Suyana. Nach der OP sind  Tränenwege und Lider wieder hergestellt. Der untere Tränenkanal kann durch die Schienung ohne eine narbige Schrumpfung verheilen und bleibt so offen. Ein lebenslang tränendes Auge wird so vermieden. Nach einer Reinigung von einwachsenden Epithelzellen heilt auch die Hornhautwunde rasch ab. Der kleine Patient und sein Vater nehmen die Versorgung dankbar und gutgelaunt an. Ob der kleine Patient wohl schon erfassen kann, wie gut es sich für ihn gefügt hat?

 

 

An einem anderen OP-Tag kamen am Vormittag drei Patienten, die bereits seit einem Jahr am grauen Star erblindet waren. Sie hatten niemand gefunden, der sie ins Krankenhaus begleiten wollte oder hatten sich nicht getraut zu reisen. Nun konnten alle nach einer Operation durch Werner wieder hergestellt werden und haben gleich nach einem Termin für das 2. Auge gefragt. Der Strom von diesen Patienten reißt nicht ab, so dass die Warteliste für einen Operationstermin inzwischen bei November 2021 angelangt ist. Wir beten und hoffen auf zusätzliches OP-Personal, um hier mehr Patienten versorgen zu können.

 

Arbeitschutz kostet Geld und bedarf einer Einsicht in das Risiko. Beides hatte bei dem nächsten Patienten gefehlt. Dem 23-jährigen Huaman (*) fliegt beim Schnitt mit der Kettensäge ein Holzstück auf das linke ungeschützte Auge. Hornhaut und Linsenkapsel reißen auf. Er wird sofort operiert und behält in der Folge sein Augenlicht. Bis zum nächsten Arbeitseinsatz will er eine Schutzbrille besorgen. (* Namen geändert)