Tag 26 der Ausgangssperre

Fortbildung für die Ärzte in Vorbereitung auf die angekündigte Patientenwelle

Die Anästhesisten Dra. Leslie und Dr. Victor erläutern die intensivmedizinische Versorgung der Covid-19-Patienten. Auch Werner wird für den Ernstfall geschult, Covid-19 Patienten zu beatmen.

In der Augenklinik erreichen nur noch einige Notfall-Patienten das Hospital. Ein an Covid-19 erkrankter Verdachtsfall war bislang noch nicht dabei. Viele Patienten meiden die Öffentlichkeit aufgrund der Angst vor Ansteckungen. Andere können die Provinzgrenzen aufgrund der Ausgangssperren nicht überwinden oder machen sich wegen der Ausgangssperren gar nicht erst auf die Reise. Auch umgekehrte Fälle gibt es. Ein von Werner am grauen Star operierter Pastor aus Lima sitzt nun seit 3 Wochen in Curahuasi fest und hofft auf das Ende der Ausgangssperre und auf die Möglichkeit der Heimreise.

 

In der vergangenen Woche durften die Männer nur montags, mittwochs und freitags auf die Straße zum Einkaufen, die Frauen nur dienstags, donnerstags und samstags. Sonntags ist für alle Ausgehverbot. Da die Regelung sich nicht bewährt hat, endet sie am Ostersamstag.

Anstatt Zeitfenster für die Senioren als Gruppe der Infektionsgefährdeten einzurichten, zum Beispiel am Vormittag, und den Straßenverkauf wie früher ganztags in offenen langen Straßenzügen zu lassen, drängen sich nun alle Altersgruppen in der reduzierten Öffnungszeit von 5 bis 8 Uhr morgens in einem kleinen Gelände zusammen. Lebensmittelgeschäfte müssen um 13 Uhr schließen. Bei dieser Zeit und Raum-Planung hat möglicherweise kein Epidemiologe beratend mitgewirkt.

Die Ausgangssperre wurde nun auf den 26.4.2020 verlängert, und wird möglicherweise bis zum 4.5.2020 andauern, weil auch erst für diesen Termin eine Wiedereröffnung der Schulen angekündigt wurde. Aufgrund dieser Ausgangssperre spitzt sich die wirtschaftliche Situation in Peru zu.

Einige Curahuasinos haben ihre Restaurants bzw. Läden geschlossen und sich in abgelegenere Bergdörfer zurückgezogen.

 

Aufgrund der verbreiteten Stimmung hier in Peru haben in einer armen Nachbarregion Dorfbewohner die Zufahrtsbrücke zu ihrem Ort aufgrund der Angst vor der Ausbreitung des Virus zerstört und sind nun von der Außenwelt abgeschnitten.

In einem anderen Ort dieser Region wollten die Einwohner einen an Covid-19 erkrankten Bewohner verbrennen, um sich so vor einer Ansteckung zu schützen. Eine junge Patientin wurde von einem Blitz getroffen und leidet an den Verletzungen. Da sie im regionalen Krankenhaus gehustet hat wurde sie wegen der Furcht der Ärzte, die Patientin könne an Covid-19 leiden, am nächsten Morgen aus dem Krankenhaus entlassen. Sie wurde nun ins Krankenhaus Diospi Suyana gebracht, um sie angemessen zu behandeln.

 

Aus anderen Ortschaften der Umgebung um Curahuasi hört man, dass die Menschen anfangen zu hungern, weil sie auf die Ausgangssperre nicht ausreichend vorbereitet waren und nun keine Versorgungstransporte mehr zu den Ortschaften gelangen. Einige Dorfbewohner aus Curahuasi organisieren jetzt Hilfslieferungen in die entlegenen Bergdörfer und sammeln Lebensmittelspenden. Wir hoffen und beten, dass die Hilfe zu allen Bedürftigen kommt und die landesweit angespannte Situation nicht zu Unruhen, vermehrten Einbrüchen oder Plünderungen führt. Das gleiche erhoffen und erbitten wir natürlich auch für unser Heimatland Deutschland, ebenso, dass es in Peru nicht zu einer Ausgrenzung und zu Feindseligkeiten gegenüber uns als ausländischen Missionaren kommt.