Manchmal kommt alles zusammen. Nach über tausend Patientenkontakten in den letzten 6 Monaten und zahlreichen Operationen wird Werner selbst Patient bei Diospi Suyana. Er hat zunehmend Beschwerden wegen eines Leistenhernienrezidives. Ein sehr erfahrener Chirurg, der immer wieder kurzzeitig für Diospi Suyana arbeitet, ist für einen 3-wöchigen Einsatz in Curahuasi. Er rät Werner zu einem bestimmten OP-Verfahren mit einem Netzgewebeimplantat, was aber bei Diospi Suyana nicht zur Verfügung steht. Er bewertet dieses als das zweitbeste Verfahren. Seine erste Empfehlung ist eine Operation in Deutschland. Das würde eine längere Abwesenheit und höhere Kosten verursachen. Das wollen wir vermeiden.
Zeitgleich wohnen wir übergangsweise im Krankenhaus auf Kisten und wollen eigentlich schon längst in unsere neue Bleibe umziehen. Ursprünglich hatte uns die Vermieterin zugesagt, dass wir Mitte Dezember einziehen können, aber das Haus ist nun gerade erst bezugsfertig.
In diese Situation kommt eine Einladung zu einem Interview für die Anerkennung von Werners Approbation als Arzt von der Universität Cayetano in Lima. Eine Terminverschiebung könnte unabsehbare Verzögerungen in Anerkennungsverfahren bedeuten, und im schlimmsten Fall, dass Werner nicht mehr arbeiten darf.
Diese Woche vor dem Interviewtermin ist gleichzeitig die letzte Arbeitswoche des Chirurgen. Die Operation und der Termin in Lima sind beides wichtig. Also wird eilig bei allen Lieferanten in Peru nach einem geeigneten Netzimplantat für die Operation gesucht, um die OP doch in Curahuasi machen zu können. Das Netzimplantat kommt am letzten Werktag vor der OP gerade noch rechtzeitig an.
Die OP erfolgt am Montag, trotz der schwierigen Ausgangssituation nach einer Voroperation, komplikationslos. Werner erholt sich etwas und reist am Freitag früh nach Lima.
Der geplante Abflug nach Lima verspätet sich in ungewöhnlicher Weise um über 2 Stunden. In Lima ist eine Landebahn gesperrt. Werner sitzt im Flieger in Cusco und muss sein Telefon ausgeschaltet lassen. Er kann die unvorhersehbare Dauer der Verspätung nicht telefonisch ankündigen. Also bleibt ihm über Stunden nur noch Beten und Hoffen, dass der Flug noch rechtzeitig erfolgt. Der Flieger landet um 12 Uhr in Lima. Mit einer 15-minütigen Verspätung kommt Werner zum Interview und trifft auf eine freundliche und trotz der Verspätung gutgelaunte Prüfungskommission. Das Interview ist erfolgreich, die Prüfungskommission ist wohlgesonnen und Werner erhält die Anerkennung seiner Approbation. Gott sei Dank!
Eben gerade im letzten Moment.